Rezension: Escape von Nina Laurin

Normal zu sein, ist etwas, was man wirklich gut vortäuschen kann, wenn man sich richtig Mühe gibt. Zuerst muss man sich selbst davon überzeugen, dann folgen die anderen schon, wie Schafe, die von einer Klippe springen.

Laine Moreno wurde als Kind entführt und drei Jahre lang missbraucht, bis ihr hochschwanger die Flucht gelang. Das Kind wurde zur Adoption freigegeben, der Täter nie gefasst. Laine versucht die Vergangenheit zu vergessen und greift dabei zu Medikamenten, Alkohol und Drogen, um den Gedanken zu verdrängen, dass der Täter erneut zuschlagen könnte. Eine Angst, die zur erschreckenden Realität wird, als die 10jährige Olivia Shaw vermisst wird….

Buchgedanken:

Escape ist weniger ein Psychothriller, als vielmehr das Psychogramm einer gebrochenen Frau. Laine ist noch immer schwer traumatisiert und kann nur mit Medikamenten und Drogen ein Mindestmaß an Normalität aufrechterhalten. Die Suche nach dem vermissten Mädchen und die Ermittlungen der Polizei spielen nur eine untergeordnete Rolle, im Vordergrund stehen Laines verzweifelte Bemühungen zu helfen, sich ihrer Vergangenheit zu stellen und ihren Peiniger zu überführen. Sympathische Figuren finden sich in diesem Roman nicht und so ist der Leser, ebenso wie Laine, auf sich allein gestellt und nicht in der Lage, Beziehungen zu den handelnden Personen aufzubauen, wodurch Laines Verzweiflung und ihr ständiges Ringen um Normalität greifbar werden. Ein Thriller, der seine Spannung vorwiegend durch den Seelenzustand und den damit verbundenen inneren und äußeren Kampf der Protagonistin erzeugt, bevor sich zum Ende hin die Geschehnisse zuspitzen.

Fazit:

Ein spannender Roman mit überraschendem Ende, der die Abgründe der menschlichen Psyche offenbart. Kein Thriller im klassischen Sinne, aber eindringlich und fesselnd bis zum Schluss.

© Knaur Verlag

Escape-Wenn die Angst dich einholt ist ein Psychothriller von Nina Laurin, übersetzt von Alice Jakubeit und 2018 im Knaur Verlag erschienen.

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Rezension: Eddie muss weg von Katinka Buddenkotte

Ich wünschte, Britta wäre hier. Sie kann immer das Richtige im völlig falschen Augenblick sagen, ohne Rücksicht auf Verluste. Britta würde Olli jetzt entweder zusammenfalten oder einfach gehen. Ich bin eher der diplomatische Typ. Oder sagen wir lieber: loyal.  Ich halte das aus, wenn ein Freund mal schlecht drauf ist. Olli ist seit 2008 schlecht drauf. Bald können wir Jubiläum feiern.

Britta arbeitet als Sprecherin und Schauspielerin, Stan hat sein Medizinstudium abgebrochen und gibt Nachhilfeunterricht. Als Paar ergänzen sich beide perfekt, ihre Beziehung ist vertraut, aber von alltäglichen und nicht-alltäglichen Problemen überschattet. Nach einem gemeinsamen Partybesuch bei Stans alter Freundin Rina, brechen sie zu einem spontanen Wochenendtrip ins belgische Brügge auf. Beladen mit jeder Menge Geheimnisse, die sie dem anderen irgendwann offenbaren wollen oder sogar müssen….

Buchgedanken:

Katinka Buddenkotte hat eine mitreißende Geschichte über Liebe, Beziehungen und die Kunst des Loslassens geschrieben, die abwechselnd aus Sicht von Britta und Stan erzählt wird. Dabei beweist sie ein gutes Gespür für Zwischenmenschliches und wandelt gekonnt auf dem schmalen Pfad zwischen Tragik und Komik, während sie eine scheinbar alltägliche Geschichte erzählt, die sich zum Ende als so viel mehr entpuppt.  Die Figuren sind vielschichtig und authentisch und die Ereignisse werden so lebhaft und detailreich geschildert, dass der Leser bereits nach den ersten Seiten ein gutes Gefühl für die Figuren entwickelt und mittendrin im Geschehen ist.

Fazit:

Ein tiefgründiger, kluger und ehrlicher Roman, der zu Beginn bestens unterhält und im weiteren Verlauf zahlreiche unvorhergesehene Wendungen nimmt. Die Geschichte entwickelt einen Sog, dem man sich kaum entziehen kann – spannend wie ein Krimi, ergreifend wie ein Drama und dabei höchst unterhaltsam. Ein fulminater Roadtrip!

©Satyr Verlag

Eddie muss weg ist ein Roman von Katinka Buddenkotte und 2017 erschienen im Satyr Verlag.

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Randnotiz: Fächer-Lesezeichen

Liebe Büchereulen,

was macht ein schönes Buch noch schöner? Genau – ein farbenfrohes Buch-Accessoire! Ich bin momentan im Lesezeichenfieber, denn eine Freundin ist begeisterte Bücherbotin und hatte um ein paar gehäkelte Lesezeichen gebeten, die sie bei ihren Besuchen verschenken kann. Ich finde es toll, dass sie sich die Zeit nimmt, Bücher zu Menschen zu bringen, die nicht in der Lage sind, den Weg zur Bibliothek oder Buchhandlung zu bewältigen und habe sofort meine Wolltruhe durchstöbert. Am Ende habe ich mich für Farbverlaufsgarne und ein Fächermuster entschieden:

Kannst Du Dich auch für Buchzubehör begeistern oder bist Du schon zufrieden, wenn ein Buch ein Lesebändchen hat?

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