Kinderbuch des Monats: Solange wir zusammen sind

© Thienemann

Seit Piper mit ihrer Familie in eine Notunterkunft ziehen musste, ist für sie nichts mehr, wie es war. Ein Lichtblick ist der kleine Straßenhund Baby, behutsam freundet sie sich mit ihm und seiner Besitzerin Jewel, einer Obdachlosen, an. Als Piper erfährt, dass man die beiden trennen will, setzt sie alles daran, ihnen zu helfen….

Ein Monatshighlight, weil …

Solange wir zusammen sind ist eine Geschichte, die mitten ins Herz trifft. Einfühlsam erzählt Bobbie Pyron vom Leben am Rande der Gesellschaft, von Tierliebe und Freundschaft und zeigt, wie wichtig es ist, auch in schwierigen Situationen nicht die Hoffnung zu verlieren. Piper und ihre Familie arrangieren sich so gut es geht mit dem ungewohnten Leben in der Famileinunterkunft. Sie sind dankbar, dass sie eine Bleibe und Verpflegung haben und versuchen ihrem alten Leben nicht nachzutrauern. Piper vermisst ihre Freunde, doch als sie sich den Pfadfinderinnen anschließen kann und wieder zur Schule geht, fasst sie neuen Mut. Liebevoll kümmert sie sich um den kleinen Straßenhund und vergisst dabei ihre eigenen Sorgen.

Ein berührender Roman ab 10 Jahren, emotional, lebensnah und nachdenklich. Die Geschichte ist wunderschön und bedrückend zugleich, denn sie zeigt einerseits wie schnell man in eine Notlage geraten kann und von der Gesellschaft abgestempelt wird und wie kraftspendend andererseits Familie, Freunde und Tiere sind. Pipers Engagement, der Zusammenhalt der Obdachlosen und Babys bedingungslose Liebe sind herzerwärmend und machen dieses Buch zu einem ganz besonderen Leseerlebnis.

Solange wir zusammen sind ist ein Kinderbuch von Bobbie Pyron, übersetzt von Bettina Obrecht und illustriert von Karin Lindermann, 2020 erschienen im Thienemann Verlag.
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Krimi-Auszeit: Das Haus von Olivia Monti

Mit dem Tod des Medizinstudenten Enis Al Agha nimmt das Unheil in einem Mietshaus seinen Lauf. Weitere Mieter werden tot aufgefunden oder verschwinden spurlos. Die Polizei ist ratlos, Parapsychologin Nadja Knoll ist der Meinung das Haus sei womöglich ein Unglückshaus, ein verfluchter Ort, doch die pensionierte Schneiderin Frau Rauhaar ist sich sicher, es gibt einen einzigen Mörder und der wohnt im Haus….

Das Haus ist kein klassischer Ermittler-Krimi, im Fokus stehen das Misstrauen der Bewohner, ihre Beobachtungen, Vorurteile und Konflikte. Die Ereignisse werden aus Sicht von Nadja Knoll erzählt, wodurch das Geschehen eine parapsychologische Note bekommt.

Ein Ort, also auch ein Haus wie das unsere, speichert alles, was in ihm geschieht.

Ihre Ausführungen zu verfluchten Orten und dem Gedächtnis von Gegenständen sind interessant, aber stellenweise etwas zu ausführlich geraten. Nadja reagiert empfindlich auf die Veränderungen im Haus, ist verunsichert, ängstlich und übernervös. Ihre Anspannung und die zunehmend düstere Stimmung im Haus übertragen sich auf den Leser und schon bald ist man mittendrin in einem unheilvollen Geflecht aus Verdächtigungen und Theorien.

Fazit: Ein ungewöhnlicher Kriminalroman, der nachbarschaftliche Neugier und den Hang zum Paranormalen zu einer spannenden Geschichte verknüpft.

© neobooks
Das Haus ist ein Kriminalroman von Olivia Monti und 2020 bei neobooks erschienen.
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Randnotiz: Von hohen Erwartungen & festen Überzeugungen

Liebe Bücherelfen,

lest Ihr Rezensionen? Ich lasse mich gern von unterschiedlichen Buchmeinungen inspirieren, ob mir ein Buch gefallen könnte und stöbere entsprechend häufig auf Seiten wie Lovelybooks. Dabei stolpere ich öfter über Bücher, die die Erwartungen nicht erfüllt haben oder nicht überzeugen konnten. Zwei offenbar sehr beliebte Buchurteile. Doch muss ein Buch überhaupt Überzeugungsarbeit leisten? Sollte es nicht eher unterhalten, berühren oder schlimmstenfalls langweilen? Ein Buch, das nicht überzeugt, hat anscheinend nicht gefallen, doch den Grund dafür suche ich in vielen Rezensionen oftmals vergebens.

Und wie sieht es mit den hohen Erwartungen aus? Muss ein Buch, das die meisten Leser begeistert, mir zwangsläufig gefallen oder bin ich am Ende sogar enttäuscht, wenn dem nicht so ist? Sollte ich als LeserIn und RezensentIn nicht unvoreingenommen an ein Buch herangehen, um es angemessen bewerten zu können? Meiner Meinung nach nehme ich mir das ganze Lesevergnügen, wenn ich ein Buch mit einer bestimmten Erwartung lese. Ein Krimi mag nicht ganz so spannend sein, wie erwartet, aber statt dessen begeistert vielleicht die Hauptfigur oder die Nebenhandlung rührt zu Tränen. Eine vorgefasste Meinung schränkt meine Lesersicht ein. Während ich auf die im Klappentext erwähnten Drachen warte, entgehen mir vielleicht die anderen fantastischen Geschöpfe, die sich in der Geschichte tummeln. Das ist natürlich überspitzt, aber Ihr wisst, worauf ich hinauswill – ein Buch ist ein Kunstwerk und ich würde nie in eine Galerie gehen und von einem Gemälde erwarten, dass es mich zum Lachen bringt. Ich lasse es auf mich wirken und je nachdem, welche Gefühle es in mir auslöst, entscheide ich, ob es mir gefällt oder nicht. Ebenso verdienen Bücher eine unvoreingenommene Wahrnehmung und eine unbeeinflusste Lesermeinung. Also werft Eure Erwartungen über den Haufen und lasst Euch von der Geschichte überraschen.

♥ Mila

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