Mystische Nordsee-Impressionen: Schwarzes Watt

Liebe Büchereulen,

die nordfriesische Küste hat viel zu bieten – frische Luft, reizvolle Landschaften und entspannende Naturgeräusche. Doch die Nordsee hat auch ihre gefährlichen Seiten. Starke Strömungen, Seenebel oder Schlicklöcher können den Urlaub zum lebensgefährlichen Erlebnis machen. Die perfekte Kulisse für einen Krimi, zumal die geschichtsträchtige Region auch die ein oder andere gruselige Legende zu bieten hat: Gonger auf den Inseln, Deichopfer oder geheimnisvolles Meeresleuchten beflügeln die Phantasie. Diese besondere Atmosphäre der Nordsee fängt Hendrik Berg in seinen Kriminalromanen nahezu perfekt ein: Die Kölnerin Ina macht mit ihrer Familie Urlaub an der Nordsee. Auf dem Rückweg vom Strand wird sie von ihrer Vergangenheit eingeholt, denn sie erblickt den Mann, der vor zwanzig Jahren ihre Schwester ermordet hat. Kommissar Krumme und seine junge Kollegin Pat von der Kripo Husum nehmen die Ermittlungen auf und finden bald heraus, wen Ina gesehen hat: Pastor Jonas Hartung, ein hoch angesehener und beliebter Mann, dem niemand diese Tat zutraut. Doch Ina ist sich sicher, dass auch der Pastor sie wiedererkannt hat und so tut Krumme, was er am besten kann – er vertraut seinem Bauchgefühl und nicht der Beweislage…

Hendrik Berg verknüpft einen spannenden Kriminalfall mit unheimlichen Ereignissen und lässt den Leser bis zum Schluss im Dunkeln tappen. Der Kriminalfall ist realitätsnah und wird schlüssig aufgelöst. Die Figuren sind gut gezeichnet und ihre Handlungen nachvollziebar. Der Krimi ist in sich abgeschlossen und lässt sich ohne Kenntnis der vorherigen Bücher lesen, dennoch möchte ich die Bücher jedem begeisterten Regionalkrimi-Leser ans Herz legen, denn die sympathischen Figuren, die mystischen Elemente, die wunderbaren Beschreibungen der Landschaft und der leise Humor machen diese Reihe zu einem Highlight.

Ein packender Nordsee-Krimi mit gut ausgearbeitetem Spannungsbogen, atmosphärisch dicht und spannend bis zum Schluss.

⭐⭐⭐⭐⭐ – Urlaub

© Goldmann Verlag

Schwarzes Watt ist ein Nordsee-Krimi von Hendrik Berg und der vierte Fall für Kommissar Krumme, 2018 erschienen im Goldmann Verlag.

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Krimi-Auszeit: Lauter Leichen

Liebe Spürnasen,

der Schein kann bekanntlich trügen und so frage ich mich manchmal, wenn ich am Elbstrand spazieren gehe, ob sich hinter den vollendeten Fassaden der Villen nicht gerade ganz alltägliche Dramen abspielen. Und welche Abgründe würden sich dann erst in den traumhaften Gärten auftun? Offenbar ziemlich mörderische: Elli Gint wird verdächtigt ihren Ex-Freund Peter ermordet zu haben. Bei den Ermittlungen stößt Kommissar Hiob Watkowski auf weitere Leichen, zudem wurde Peter mit der Waffe erschossen, die bereits achtzehn Jahre zuvor Ellis Vater Konrad niederstreckte. Der damalige leitende Kommissar Josef Watkowski tippte auf Ellis Mutter Martha als Täterin. Tage später wurde er jedoch das Opfer eines Unfalls mit Fahrerflucht und die Ermittlungen gegen Martha liefen ins Leere. Hiob hingegen vermutet Mord und hat daher noch ein persönliches Hühnchen mit der Familie Gint zu rupfen. Enthusiastisch und nicht immer gesetzeskonform heftet er sich an die Fersen der Damen. Elli, Mutter Martha und Oma Frieda müssen sich einiges einfallen lassen, um Watkowski von ihrer Spur abzubringen…

Zarah Philips erzählt eine Familiengeschichte der tödlichen Art, mit skurrilen Ideen, Situationskomik und einer gehörigen Portion schwarzen Humors. Die Krimihandlung ist komplex, aber gut durchdacht und wird schlüssig und überraschend aufgelöst. Die Figuren sind allesamt originell, gut gezeichnet und mitunter herrlich schräg. Das macht Lauter Leichen zu einem rundum gelungenen Krimi-Spass – spannend, temporeich und unterhaltsam.

©️ Midnight!

Lauter Leichen ist ein Kriminalroman von Zarah Philips, 2018 erschienen bei Midnight.

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Krimi-Auszeit: Tiefer denn die Hölle

Liebe Spannungsleser,

am 21. Dezember 2018 schließt die Zeche Prosper-Haniel, das letzte aktive Steinkohlenbergwerk im Ruhrgebiet. Damit geht eine Ära zuende, denn die Region war über ein Jahrhundert auf die Kohleförderung ausgerichtet. Als Kind des Ruhrgebiets war ich mehr als einmal unter Tage und erinnere mich noch gut an die erhabene Stille, die Wärme und das beklemmende Gefühl, das sich zwangsläufig einstellt, sobald man in den Grubenbau gelangt. Eine klaustrophobische Atmosphäre, die Peter Gallert und Jörg Reiter in ihrem Kriminalroman sehr gut widerspiegeln: Polizeiseelsorger Martin Bauer wird zu einem Einsatz in einem stillgelegten Bergwerk gerufen. Dort wurde eine mit Honig übergossene Leiche gefunden. Sein Amtskollege Polizeidekan Rüdiger Vaals sollte die Betreuung vor Ort übernehmen, hat jedoch beim Anblick der Leiche einen Herzinfarkt erlitten. Kannte er den Toten? Während Vaals im Krankenhaus liegt, geht Bauer der Sache nach…

Tiefer denn die Hölle überzeugt mit einem spannenden Kriminalfall und sympathischen Ermittlern. Martin Bauer und Verena Dohr sind Figuren mit Ecken und Kanten, Bauer überschreitet gerne einmal seine Kompetenzen und Dohr muss sich gegen intrigante Kollegen behaupten, beide haben private Probleme, die jedoch nicht überhand nehmen oder den Kriminalfall in den Hintergrund drängen. Die Ermittlungen sind realitätsnah und nachvollziehbar, der Kriminalfall ist packend und wird schlüssig aufgelöst.

Fazit: Ein spannender und gut komponierter Krimi mit vielschichtigen Figuren und interessanten Schauplätzen.

⭐⭐⭐⭐ – Reise

©️ Ullstein Verlag

Tiefer denn die Hölle ist ein Kriminalroman von Peter Gallert und Jörg Reiter, 2018 erschienen im Ullstein Verlag und der zweite Fall für Martin Bauer.

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