Krimi-Auszeit: Das Grab unter Zedern

Liebe Spürnasen,

die Provence ist ein tödliches Pflaster – zumindest in Kriminalromanen. Neben den Krimis von Cay Rademacher und Pierre Martin, gefällt mir die Reihe von Remy Eyssen um den deutschen Gerichtsmediziner Leon Ritter. Der Schauplatz ist die Gemeinde Le Lavandou an der Mittelmeerküste und der vierte Teil ist gerade neu erschienen:

Vor Jahren verschwand die kleine Amelie spurlos, woraufhin ihr Vater ins Gefängnis ging, da er angedroht hatte, das Kind zu töten. Doch eine Leiche wurde nie gefunden.und das Beruftungsgerich spricht Paul Simon aus Mangel an Beweisen frei. Während die Polizei von Le Lavandou den Fall neu aufrollt, wird ein Toter am Strand gefunden. Schnell richtet sich der allgemeine Verdacht auf Paul Simon, doch Rechtsmediziner Dr. Leon Ritter hat Zweifel. Er stellt eigene Nachforschungen an und alles deutet daraufhin, dass der Täter von damals dabei ist, weitere Verbrechen zu begehen. Doch niemand will ihm glauben…

Der vierte Teil der Reihe legt den Fokus auf die Ermittlungsarbeit und beginnt mit einem erschütternden Prolog, der einstimmt auf einen recht düsteren Krimi um dunkle Geheimnisse, Kindesentführung und Mord. Erneut arbeitet Gerichtsmediziner Leon Ritter sehr engagiert, gründlich und genau, zumal ihm ein neuer Kollege zur Seite gestellt wird, der ihm den Posten streitig machen möchte. Der Kriminalfall ist gut durchdacht, wendungsreich und fesselnd. Die Ermittlungsarbeit ist realistisch und nachvollziehbar, lediglich das vorschnelle Urteilen der französischen Polizei löst manchmal Unverständnis aus. Das recht beschauliche Leben in dem Fischerdorf mit Bouleplatz inklusive Dorfklatsch wirkt authentisch und versetzt einen trotz der dramatischen Geschehnisse in Urlaubsstimmung.

Ein spannender und stimmungsvoller Provence-Krimi mit sympathischen Protagonisten, der zum miträtseln einlädt.

© Ullstein
Das Grab unter Zedern ist ein Kriminalroman von Remy Eyssen, erschienen 2018 im Ullstein Verlag und der vierte Fall für Leon Ritter.
Mehr spannende Lektüre….
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Krimi-Auszeit: Sörensen hat Angst

Liebe Spürnasen,

wo die Angst ist, da geht es lang – diesen Ausspruch von Günter Ammon, dem Gründer der Deutschen Akademie für Psychoanalyse, hat Kriminalhauptkommissar Sörensen wahrscheinlich noch nie gehört. Ansonsten hätte er sich nicht aufgrund seiner Angststörung von Hamburg ins nordfriesische Katenbüll versetzen lassen, um dort zur Ruhe zu kommen. Ein Plan, der gehörig schief geht, denn kurz nach seiner Ankunft wird der Bürgermeister erschossen aufgefunden. Gemeinsam mit Kollegin Jennifer Holstenbeck und Behördenpraktikant Malte Schuster macht sich Sörensen an die Aufklärung und muss sich nun, neben den eigenen Ängsten, mit zerrütteten Familien, Betrug, Verrat, Entführung und Mord auseinandersetzen. Denn Katenbüll ist weit davon entfernt, ein beschauliches und ruhiges Dorf zu sein und hinter jeder Tür zeigt sich ein anderes Bild des Grauens…

Sven Stricker hat einen spannenden Roman geschrieben, der mit Lokalkolorit, Dialogwitz und einem angstgeplagten Ermittler überzeugt. Die Emotionen von Sörensen werden lebensnah und für den Leser nachvollziehbar dargestellt: ein allzu menschlicher Ermittler, mit dem man sich gerne auf Spurensuche begibt.
Das trostlose und verregnete Katenbüll scheint der Schmelztiegel des Verbrechens zu sein, wirklich unschuldig ist hier niemand und mitunter lässt sich das Verhalten der Figuren schwer nachvollziehen, für mich das einzige kleine Manko in einem atmosphärisch dichtem Buch, das man nur schwer aus der Hand legen kann.
Ein lesenswerter Regionalkrimi mit sympathischem Ermittler, spannender Story und einer Prise trockenem Humor.

⇒ Am 25. September 2018 erscheint Sörensen fängt Feuer - erneut wird das öde Katenbüll Schauplatz eines Verbrechens. Sven Stricker // Rowohlt Verlag Klick um zu Tweeten

© Rowohlt Verlag

Sörensen hat Angst ist ein Kriminalroman von Sven Stricker, erschienen 2016 im Rowohlt Verlag und der erste Fall für Sörensen.
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Krimi-Auszeit: Tiefer denn die Hölle

Liebe Spannungsleser,

am 21. Dezember 2018 schließt die Zeche Prosper-Haniel, das letzte aktive Steinkohlenbergwerk im Ruhrgebiet. Damit geht eine Ära zuende, denn die Region war über ein Jahrhundert auf die Kohleförderung ausgerichtet. Als Kind des Ruhrgebiets war ich mehr als einmal unter Tage und erinnere mich noch gut an die erhabene Stille, die Wärme und das beklemmende Gefühl, das sich zwangsläufig einstellt, sobald man in den Grubenbau gelangt. Eine klaustrophobische Atmosphäre, die Peter Gallert und Jörg Reiter in ihrem Kriminalroman sehr gut widerspiegeln: Polizeiseelsorger Martin Bauer wird zu einem Einsatz in einem stillgelegten Bergwerk gerufen. Dort wurde eine mit Honig übergossene Leiche gefunden. Sein Amtskollege Polizeidekan Rüdiger Vaals sollte die Betreuung vor Ort übernehmen, hat jedoch beim Anblick der Leiche einen Herzinfarkt erlitten. Kannte er den Toten? Während Vaals im Krankenhaus liegt, geht Bauer der Sache nach…

Tiefer denn die Hölle überzeugt mit einem spannenden Kriminalfall und sympathischen Ermittlern. Martin Bauer und Verena Dohr sind Figuren mit Ecken und Kanten, Bauer überschreitet gerne einmal seine Kompetenzen und Dohr muss sich gegen intrigante Kollegen behaupten, beide haben private Probleme, die jedoch nicht überhand nehmen oder den Kriminalfall in den Hintergrund drängen. Die Ermittlungen sind realitätsnah und nachvollziehbar, der Kriminalfall ist packend und wird schlüssig aufgelöst.

Fazit: Ein spannender und gut komponierter Krimi mit vielschichtigen Figuren und interessanten Schauplätzen.

⭐⭐⭐⭐ – Reise

©️ Ullstein Verlag

Tiefer denn die Hölle ist ein Kriminalroman von Peter Gallert und Jörg Reiter, 2018 erschienen im Ullstein Verlag und der zweite Fall für Martin Bauer.

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