Rezension: Dunkle Wolken von Mara Park

Nach dem Tod ihres Sohnes möchte Paula nur weg aus Boston und sich in die Einsamkeit ihres Ferienhauses in Kellmouth, Maine, flüchten. Doch anstatt hier endlich zur Ruhe zu kommen, wird sie von den Dorfbewohnern tyrannisiert, im Haus gehen merkwürdige Dinge vor und bald weiß Paula nicht mehr, ob sie ihren Sinnen noch trauen kann. Die Ursache liegt tief in der düsteren Vergangenheit des Dorfes verborgen. Kann Paula dem Geheimnis auf die Spur kommen, bevor es zu spät ist?

Paula fiel ein, was Snow über Maine gesagt hatte. Dass es der Dachboden Amerikas sei. Und wenn es irgendwo spuke, dann auf dem Dachboden.

Buchgedanken:

Mara Park hat einen stimmungsvollen Roman geschrieben, der seine Spannung langsam aufbaut. Ein kleiner Ort an der zerklüfteten Küste Maines, die mit Einsetzen der Herbststürme zu einer unwirtlichen Gegend wird, ist die perfekte Kulisse für diese Geschichte um Trauer, Schuld und dunkle Geheimnisse. Paulas Unbehagen und ihre zunehmende Beklemmung, als sie beginnt, an ihrer Wahrnehmung zu zweifeln, sind deutlich spürbar und werden durch das abgelegene Haus, in dem sie wohnt und die offene Feindseligkeit der Dorfbewohner noch verstärkt. Paula ist eine sympathische Protagonistin, die tapfer gegen ihre Verzweiflung ankämpft, worurch es dem Leser leicht fällt, sich im Verlauf der Geschichte um sie zu sorgen, was die beängstigende Stimmung noch verstärkt.

 Fazit:

Ein spannender Roman, fesselnd geschrieben, atmosphärisch dicht und geheimnisvoll bis zum Schluss.

© Piper Verlag

Dunkle Wolken ist ein Maine-Thriller von Mara Park und 2018 im Piper Verlag erschienen.

8

Rezension: Escape von Nina Laurin

Normal zu sein, ist etwas, was man wirklich gut vortäuschen kann, wenn man sich richtig Mühe gibt. Zuerst muss man sich selbst davon überzeugen, dann folgen die anderen schon, wie Schafe, die von einer Klippe springen.

Laine Moreno wurde als Kind entführt und drei Jahre lang missbraucht, bis ihr hochschwanger die Flucht gelang. Das Kind wurde zur Adoption freigegeben, der Täter nie gefasst. Laine versucht die Vergangenheit zu vergessen und greift dabei zu Medikamenten, Alkohol und Drogen, um den Gedanken zu verdrängen, dass der Täter erneut zuschlagen könnte. Eine Angst, die zur erschreckenden Realität wird, als die 10jährige Olivia Shaw vermisst wird….

Buchgedanken:

Escape ist weniger ein Psychothriller, als vielmehr das Psychogramm einer gebrochenen Frau. Laine ist noch immer schwer traumatisiert und kann nur mit Medikamenten und Drogen ein Mindestmaß an Normalität aufrechterhalten. Die Suche nach dem vermissten Mädchen und die Ermittlungen der Polizei spielen nur eine untergeordnete Rolle, im Vordergrund stehen Laines verzweifelte Bemühungen zu helfen, sich ihrer Vergangenheit zu stellen und ihren Peiniger zu überführen. Sympathische Figuren finden sich in diesem Roman nicht und so ist der Leser, ebenso wie Laine, auf sich allein gestellt und nicht in der Lage, Beziehungen zu den handelnden Personen aufzubauen, wodurch Laines Verzweiflung und ihr ständiges Ringen um Normalität greifbar werden. Ein Thriller, der seine Spannung vorwiegend durch den Seelenzustand und den damit verbundenen inneren und äußeren Kampf der Protagonistin erzeugt, bevor sich zum Ende hin die Geschehnisse zuspitzen.

Fazit:

Ein spannender Roman mit überraschendem Ende, der die Abgründe der menschlichen Psyche offenbart. Kein Thriller im klassischen Sinne, aber eindringlich und fesselnd bis zum Schluss.

© Knaur Verlag

Escape-Wenn die Angst dich einholt ist ein Psychothriller von Nina Laurin, übersetzt von Alice Jakubeit und 2018 im Knaur Verlag erschienen.

11

Rezension: Nachtwild von Gin Phillips

»Wenn sie uns umbringen, kommt unser Körper dann in den Himmel? « »Die Seele kommt in den Himmel.« »Achja« haucht er.

Joan verbringt den Nachmittag mit ihrem vierjährigen Sohn Lincoln im Zoo. Als sie sich auf dem Weg zum Ausgang befinden, fallen plötzlich Schüsse, Menschen liegen regungslos am Boden. Joan und ihr Sohn können der Situation ungesehen entkommen und verstecken sich in einem leeren Gehege. Doch die Gefahr ist noch nicht gebannt, denn der oder die Täter machen sich auf die Suche nach Überlebenden…

Buchgedanken:

Gin Phillips hat einen packenden Roman geschrieben über eine Mutter, die in einer lebensbedrohlichen Situation das Wohlergehen und die Bedürfnisse ihres Sohnes über alles stellt. Für einen Thriller fehlt es der Geschichte an atemloser Spannung, da sich Hauptfigur Joan zuweilen in Erinnerungen und Reflexionen verliert. Zudem wurde das Potential des Schauplatzes nicht ganz ausgeschöpft, bedrohliche Begegnungen mit Tieren bilden die Ausnahme, die gespenstische Atmosphäre eines Zoos bei Nacht schimmert nur gelegentlich durch, dafür findet sich Joan zu gut auf den dunklen Wegen zurecht. Dennoch ist Nachtwild eine spannende und nervenaufreibende Geschichte, denn die Angst von Joan ist spürbar. Ihre Anstrengung, die Fassung zu bewahren und ihre Bemühungen, ihr Kind, das sie durch eine unbedarfte Handlung in Gefahr bringen könnte, ruhig zu halten, zerren an den Nerven und tragen ebenso zur Spannung bei, wie die unbekannte Bedrohung durch die Täter.

Fazit:

Ein spannender Roman mit kleineren Logiklücken, der sein Potential nicht ganz ausschöpft, aber dennoch mit einer nervenaufreibenden Story für packende Lesestunden sorgt.

©️ dtv Verlag

Nachtwild ist ein Thriller von Gin Phillips, übersetzt von Susanne Goga-Klinkenberg und 2018 beim dtv erschienen.

 

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