es ist wieder Fernweh-Freitag und diese Woche geht die Reise nach Arles, eine Stadt in der Provence am nördlichen Rand der Camargue und des Massif des Alpilles, vor deren Toren sich das Rhone-Tal erstreckt. Bekannt ist Arles vor allem für Vincent Van Gogh und die Stierkämpfe in der römischen Arena. Van Gogh hatte in Arles seine produktivste Schaffensphase und fertigte mehr als 300 Werke in 15 Monaten. Die Arena wurde im Jahre 90 nach Christus erbaut, im Mittelalter als Festung genutzt und 1825 zum Amphittheater umgebaut. Ein geschichtsträchtiger Ort, an dem auch der neue Kriminalroman von Anthony Coles beginnt…
Peter Smith hat ein bewegtes Leben als Unternehmensberater, Lehrer für Kunstgeschichte und britischer Geheimdienstler hinter sich und sehnt sich nach Sonne und Entspannung, daher setzt er sich zusammen mit seinem Windhund Arthur im schönen Arles zur Ruhe. Doch sein ruhiger Lebensabend ist jäh vorbei, als ihm beim Verlassen des römischen Amphitheater ein Schlag auf den Hinterkopf versetzt wird und er unter einer Leiche wieder zu sich kommt. Ohne es zu wollen, stolpert er mitten hinein in einen mysteriösen Mordfall, ein Netz aus Intrigen und eine provenzalische Verschwörung …
Anthony Coles hat einen kurzweiligen und interessanten Provence-Krimi geschrieben, leidlich spannend, aber gediegen und stilvoll. Er führt Land und Leute bildlich vor Augen, verliert sich mitunter aber in Exkursen, worunter die Spannung leidet. Peter Smith ist ein anfangs undurchschaubarer und recht unnahbarer Protagonist, was gut zur geheimnisvollen Aura eines Agenten passt, nimmt den Leser jedoch durch seinen Intellekt und die Begeisterung für den französischen Lebensstil für sich ein.
Alles in allem ein solider Provence-Krimi mit interessantem Ermittler und viel Lokalkolorit, der aufgrund einiger langatmiger Passagen nicht durchgehend zu fesseln vermag.
⭐⭐⭐- Reise
Ein Gentleman in Arles ist ein Provence-Krimi von Anthony Coles, übersetzt von Michael Windgassen, 2018 im Pendo Verlag erschienen und der erste Fall für Peter Smith.
Über drei Jahre saß der Boxer Lucky im Gefängnis für einen Mord, den er nicht begangen hat. Als er aus der Haft entlassen wird, will er um jeden Preis herausfinden, wer ihn damals gelinkt hat und ob seine Frau Yvonne davon wusste oder ihn für einen Mörder hält. Doch die Vergangenheit holt Lucky schneller ein, als ihm lieb ist, denn als er seinen alten Trainer aufsucht, wird dieser vor seinen Augen erschossen und Lucky ist der einzige Verdächtige…
Das Leben, das du heute nicht lebst, wird für immer ungelebt bleiben. Wie konnte etwas für immer sein, wenn es sowieso nur das Jetzt gab? Lucky kann die Bedeutung dieses Satzes nicht richtig greifen, aber er spürt die darin enthaltene Aufforderung: dass man so tun soll, als gebe es kein Morgen und dann merkt man schon, worauf es ankommt.
Buchgedanken:
Edgar Rai erzählt die elektrisierende Geschichte eines Mannes, der von allen unterschätzt wird, aber ein klares Ziel vor Augen hat, das er gegen alle Widerstände verfolgt. An der Seite von Lucky streift der Leser durch Berlin, lernt die schillernde Seite des Boxgeschäftes ebenso kennen wie das raue Millieu, immer getrieben von der Suche nach der Wahrheit. Ein rasanter, origineller und spannender Roman, der stets den richtigen Ton trifft und den Leser wie im Fieber durch die Seiten jagt. Zeit zum Durchatmen lässt Edgar Rai kaum, flechtet scheinbar beiläufig humorvolle Szenen und Lebensweisheiten ein, während der Leser sich noch von der Brutalität des Geschehens erholt.
Boxer Lucky kennt die Licht- und Schattenseiten des Lebens, ein rauer Einzelgänger, der sich zuweilen nicht besonders clever anstellt, aber zu überraschen vermag. Eine vielschichtige Figur, die den Leser, trotz der Rohheit und Ambivalenz, von Anfang an für sich einnimmt, so dass man die Geschehnisse gebannt verfolgt und auf einen guten Ausgang hofft.
Fazit:
Ein spannender und temporeicher Roman, schonungslos realistisch und mitunter brutal, der dank der originellen Geschichte und des treffenden Schreibstils auf ganzer Linie überzeugt.
Halbschwergewicht ist ein zeitgenössischer Roman von Edgar Rai und 2018 im Piper Verlag erschienen.
vor lauter Datenschutz bin ich bisher nicht dazu gekommen auf den Lesemonat April zurückzublicken. Das möchte ich nun nachholen, den neben den bereits rezensierten Büchern habe ich noch weitere gelesen, die ich Euch gerne kurz vorstellen möchte:
Faule Ernte // Angela L. Forster
Faule Ernte ist ein Kriminalroman von Angela L. Forster, 2018 erschienen bei Midnight und der fünfte Fall für Petra Taler. Ein solider Krimi mit unspektakulärem Kriminalfall und Ermittlern, mit denen der Leser nicht richtig warm wird. Die Ermittlungen gestalten sich langatmig und die Geschichte verliert sich öfters in Nebensächlichkeiten.
Das dunkle Archiv // Genevieve Cogman
Das dunkle Archiv ist ein Fantasy-Roman von Genevieve Cogman und der vierte Teil der Reihe um die unsichtbare Bibliothek, 2018 erschienen bei Bastei Lübbe. Ein rasantes Fantasy-Abenteuer mit einer taffen Protagonistin und originellen Ideen, das kurzweilige Lesestunden garantiert.
Das Licht von vierzig Monden // Nadia Hashimi
Das Licht von vierzig Monden ist ein Roman von Nadia Hashimi, 2018 erschienen bei Bastei Lübbe. Nadia Hashimi erzählt die eindrucksvolle Geschichte einer verurteilten Frau und führt das Rechtssystem Afghanistans anschaulich vor Augen. Ein spannender und realitätsnaher Roman, der berührt und erschüttert. Lesenswert!
Feiy – Im Licht des Mondes // Juliane Maibach
Feiy-Im Licht des Mondes ist ein Fantasy-Roman von Juliane Maibach und 2018 bei Amazon Publishing erschienen. Feiy-Im Licht des Mondes überzeugt mit einer temporeichen Geschichte, magischen Wesen und einer taffen Protagonistin. Die Hauptfiguren sind gut gezeichnet und trotz ihrer Unterschiedlichkeit beide auf ihre Art sympathisch, so dass man sich als Leser gerne mit ihnen auf die Reise begibt. Die Geschichte ist geheimnisvoll, spannend und unterhaltsam und gibt der Welt der Feen einen düsteren Anstrich. Alles in allem ein gelungener Auftakt zu einer Fantasy-Reihe, lebendig geschrieben, packend und fantasievoll.
Silberschwingen // Emily Bold
Silberschwingen-Erbin des Lichts ist ein Fantasy-Roman von Emily Bold, 2017 erschienen bei Planet! Emily Bold erzählt die spannende und magische Geschichte von fantastischen Wesen, einer schicksalshaften Begegnung und verboten Gefühlen. Dabei bedient sie einige Klischees, überzeugt aber mit einer gut durchdachten Geschichte, fantasievollen Ideen und einem lebendigen Schreibstil. Ein gelungener Auftakt zu einer Jugend-Fantasy-Reihe, spannend, romantisch und fantasievoll.
Auch im April gab es wieder Bücher, die bei mir einziehen durften, da sie schon länger auf meiner Wunschliste standen oder ich den Erscheinungstermin herbeigesehnt habe:
Klappentext: Im verwinkelten Anwesen seines Onkel David gibt es weder Internet noch einen Fernseher, nur jede Menge Bücher – absolut langweilig, findet Tom. Da stößt er im Keller auf etwas höchst Seltsames: eine Buchseite, auf der wie von Zauberhand Worte erscheinen und wieder verschwinden. Sie scheinen genau das zu erzählen, was er gerade sieht, denkt oder tut – und warnen ihn, sich rasch zu verstecken. Tatsächlich: Im selben Moment erscheint ein Fremder und entführt Toms Onkel. Ehe er sich’s versieht, steckt Tom in einem Abenteuer, in dem ein alter Geheimbund, die Statuen berühmter Autoren und ein lesehungriges Mädchen eine große Rolle spielen. Vier Rätsel muss er lösen und an weit verstreuten Orten vier Teile einer mächtigen goldenen Feder finden, um großes Unheil zu vermeiden und Onkel David zu retten …
Wie man die Zeit anhält // Matt Haig // dtv Verlag
Klappentext: Keiner lehrt Geschichte so lebendig wie er ‒ und das hat einen guten Grund: Tom Hazard, Geschichtslehrer und verschrobener Einzelgänger, sieht aus wie 40, ist aber in Wirklichkeit über 400 Jahre alt. Er hat die Elisabethanische Ära in England, die Expeditionen von Captain Cook in der Südsee, die Literaten und Jazzmusiker der Roaring Twenties in Paris erlebt und alle acht Jahre eine neue Identität angenommen. Eines war er über die Jahrhunderte hinweg immer: einsam. Denn die Nähe zu anderen Menschen wäre höchst gefährlich gewesen. Jetzt aber tritt Camille in sein Leben. Und damit verändert sich alles.
Das Mädchen, das in der Metro las // Christine Féret-Fleury // Dumont Verlag
Klappentext: Jeden Morgen sitzt Juliette in der Metro auf dem Weg zu ihrer eintönigen Arbeit in einem Maklerbüro und taucht ein in die Welten ihrer Romane. Mal begibt sie sich mit Marcel Proust auf die Suche nach der verlorenen Zeit, mal begleitet sie Hercule Poirot im Orientexpress Richtung Istanbul – manchmal beobachtet sie auch einfach die Menschen um sich herum, die in ihre Lektüre vertieft sind. Es sind die Bücher, die Juliettes Leben Farbe verleihen. Als sie eines Tages beschließt, zwei Stationen früher auszusteigen, begegnet sie dem schrulligen Soliman, der mit seiner Tochter Zaïde inmitten seiner Bücherstapel lebt. Soliman glaubt, dass jedes Buch, wenn es an die richtige Person übermittelt wird, die Macht hat, ein Leben zu verändern. Auserwählte Boten liefern für ihn diese kostbare Fracht aus, an die, die sie nötig haben. Bald wird Juliette zu einer Botin, und zum ersten Mal haben die Bücher einen wirklichen Einfluss, auch auf ihr Schicksal.
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