Krimi-Auszeit: Stille Nacht in der Provence

Das Ehepaar Kantor verbringt den Winter in einem Ferienhaus in Miramas-le-Vieux. Bereits in der ersten Nacht fällt Schnee. Am nächsten Morgen entdeckt Andreas ein eingestürztes Kellergewölbe und in dessen Trümmern einen verfallenen Sarg mit einem Skelett darin. In Panik läuft er ins Dorf, doch als er mit Hilfe zurück zum Gewölbe kommt, ist der Sarg spurlos verschwunden …

Buchgedanken

Cay Rademacher entführt die Leser ins winterliche Miramas-le-Vieux, der mittelalterliche Ort ist ein idealer Schauplatz für einen Krimi. Verwinkelte Gassen, düstere Ruinen und wenige Bewohner, die sich vor der Kälte in ihren Häusern verschanzen, lassen die anfangs beschaulische Atmosphäre ins Bedrohliche kippen, während der Ort langsam von der Außenwelt abgeschnitten wird. Da niemand ihm wirklich Glauben schenken mag, beginnt Anderas auf eigene Faust zu ermitteln und bringt dadruch sich und seine Frau in Gefahr.  Manche Aktionen des Ehepaares erscheinen eher unglaubwürdig, ebenso wir ihre plötzliche Annäherung nach jahrelanger Entfremdung. Doch abgesehen davon ist die Geschichte spannend und geheimnisvoll. Jeder im Ort scheint verdächtig, auch der einzige Polizist, der sich der Sache annimmt, wirkt nicht sonderlich ambitioniert und kompetent. Dadurch bleibt die Geschichte trotz weniger Figuren und überschaubarer Handlung bis zum schlüssigen Ende rätselhaft.

Fazit

Ein winterlicher Provence-Krimi mit viel Lokalkolorit, düsterer Atmosphäre und mysteriösem Kriminalfall. Gute Krimi-Unterhaltung.

© Dumont
Stille Nacht in der Provence ist ein Kriminalroman von Cay Rademacher und 2020 im Dumont Verlag erschienen.
10

Rezension: Der letzte Held von Sunder City

Niemand in Sunder City kann sich das Verschwinden von Professor Rye erklären, der 400 Jahre alte Vampir hat ein Herz aus Gold und wird nicht nur von seinen Schülern geliebt. Doch seit die Magie die Welt verlassen hat, ist in Sunder City nichts mehr so, wie es war: Magier können nicht mehr zaubern und Vampire und Elfen wurden von den Jahrhunderten ihres Lebens eingeholt.
Privatdetektiv Fetch Phillips wird beauftragt, Professor Rye zu finden. Obwohl er selbst ein Mensch ist, arbeitet Fetch ausschließlich für magische Geschöpfe, denn er hat eine schwere Schuld auf sich geladen…

Buchgedanken:

Heutzutage war Leid eine Waffe. Eine Krankheit, die eine Seite gegen die andere einsetzte.

Die Fantasy-Welt von Sunder City hat jeden Zauber verloren, ist düster und trostlos. Die magischen Wesen sind qualvoll gestorben, schlagartig gealtert oder grauenvoll entstellt und wurden ihrer Lebensgrundlage beraubt, nur wenige haben es geschafft, sich an eine Welt ohne Magie anzupassen. Inmitten der Tristesse versucht Detektiv Fetch Phillips verzweifelt Gutes zu tun, ein hartgesottener und zynischer Ermittler, der zur Selbstjustiz neigt und seine Schuld im Alkohol ertränkt.

Heldenattitüde? Sie sind ein Witz. Das war mir gleich bewusst. Ich dachte nur, Sie wüssten es auch.

Die Handlung ist vielschichtig und spannend, es geht um schwerwiegende Entscheidungen und einschneidende Veränderungen, den Verlust der eigenen Identität und seelische Abgründe. Die Figuren werden angetrieben von starken Gefühlen. Wut, Angst und Unverständnis bestimmen ihr Handeln, für Hoffnungen und Träume ist in dieser Welt ohne Magie kein Platz mehr. Fetch ist ein desillusionierter Ermittler, der in Hardboiled-Manier das Geschehen aufmischt und dabei einiges einstecken muss. Ein melancholischer Antiheld und gescheiterter Außenseiter, der in einer  trostlosen Welt versucht das Richtige zu tun. Trotz aller Tragik eine sympathische und interessante Figur, die sich positiv als Ermittler hervorhebt.

Fazit:

Der letzte Held von Sunder City ist ein genialer Mix aus Fantasyroman und Krimi. Ein fantasievolles und spannendes Buch, mit einer originellen und gut durchdachten Geschichte, vielschichtigen Charakteren und neuartiger Fantasywelt. Düster, fesselnd und sehr lesenswert ♥

© Knaur
Der letzte Held von Sunder City ist ein Fantasyroman von Luke Arnold, übersetzt von Christoph Hardebusch und 2020 im Knaur Verlag erschienen.
8

Hören & Häkeln: Winterkalt

© Kafel Verlag

Gehört:

Rechtsmedizinerin Julia Schwarz wird in einer Winternacht zu einem grausigen Leichenfundort gerufen. Auf einem Platz mitten in der Stadt steht eine kunstvoll angestrahlte Eisskulptur. Im Eis befindet sich eine tote Frau. Julia kann sich nicht erklären, wie das Opfer in das Eis eingeschlossen wurde, auch Kriminalkommissar Florian Kessler findet keine Spur oder einen Zeugen, der beobachtet hat, wie die Eisstatue auf den Platz gelangt ist. Während Julia wartet, bis die Leiche aufgetaut ist, um mit der Obduktion beginnen zu können, schlägt der Eiskünstler erneut zu…

Winterkalt ist ein spannender Kriminalroman, Catherine Sheperd führt den Leser auf falsche Fährten und lässt ihn lange im Unklaren, was Täter und Motiv anbetrifft. Für einen Thriller fehlt es allerdings an anhaltendem Nervenkitzel, obwohl die Passagen aus Opfer- und Tätersicht durchaus schaudervoll sind.
Julia Schwarz ist eine eigenwillige Protagonistin, die sich nichts vorschreiben lässt und deren Alleingänge nicht mehr als realistische Ermittlungsarbeit durchgehen. Wer die anderen Bücher der Reihe kennt und mag, wird darüber aber getrost hinwegsehen.

Das Hörbuch wird von Svenja Pages gelesen, die jeder Figur eine passende Stimme verleiht und Emotionen ausgesprochen gut transportiert.

Gehäkelt:

Bei einem spannenden Krimi brauche ich ein einfaches Muster, sonst kann ich mich entweder nicht auf die Handlung konzentrieren oder verliere Maschen. Für diesen Schal habe ich Stäbchenreihen längs und quer gehäkelt. Das kuschelige Garn hat einen tollen Farbverlauf in türkis-rosa-beige, der so am besten zur Geltung kommt.

Winterkalt ist ein Krimi von Catherine Sheperd, gesprochen von Svenja Pages und 2018 im Kafel Verlag erschienen.
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