Krimi-Auszeit: Das tote Mädchen am Strand von Lara Dearman

Nach einer aufregenden Zeit in London, kehrt Journalistin Jennifer nach Guernsey zurück. Dort möchte sie zur Ruhe kommen, doch als am Strand ein ertrunkenes Mädchen gefunden wird, muss ausgerechnet Jennifer darüber berichten. Die Polizei geht von einem Unfall oder Selbstmord aus, doch Jennifer hat Zweifel und beginnt zu recherchieren. Dabei kommt sie einer Serie von Todesfällen auf die Spur. Im Laufe von Jahrzehnten ertranken immer wieder junge blonde Frauen im Meer und alle trugen dieselben Zeichen auf der Haut…

Laura Dearman ist auf der Insel Guernsey aufgewachsen und die Liebe zu ihrer Heimat ist deutlich erkennbar. Gemeinsam mit Jennifer wandert der Leser durch malerische Straßen, trifft die Bewohner und genießt die Ruhe an der Küste. Geschickt bindet Dearman Legenden und Mythen in die Krimihandlung ein, wodurch der Leser viel über die Geschichte der Insel erfährt.

Der Kriminalfall ist gut konstruiert und überraschend, die Rückblenden und Kapitel aus Tätersicht sind packend und mitunter verstörend. Journalistin Jennifer ist eine sympathische Ermittlerin, die viel Spürsinn und Mut beweist. Die Spannung wird kontinuierlich aufgebaut, bis sich zum Ende hin die Ereignisse fast überschlagen.

Alles in allem ein spannender Inselkrimi mit überraschenden Wendungen, sympathischer Protagonistin und Lokalkolorit.

© Goldmann
Das tote Mädchen vom Strand ist ein Kriminalroman von Lara Dearman und der erste Fall für Jennifer Dorey, übersetzt von Marie-Luise Bezzenberger und 2018 im Goldmann Verlag erschienen.
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Krimi-Auszeit: Verfall-eine Odyssee von Bernd Jooß

Ein brutaler Serienmörder versetzt das Gerberviertel in Angst und Schrecken. Er tötet ohne erkennbares Motiv und hinterlässt keine Spuren. Hauptkommissar Hendrik Heller wird zu den Ermittlungen hinzugezogen, denn er kennt sich im Gerberviertel gut aus, hat den Bezirk jedoch gemieden, seitdem er dort brutal zusammengeschlagen wurde. Fieberhaft begibt er sich auf die Suche nach dem Täter, wodurch die Erinnerungen an den Überfall allmählich zurückkommen und ihm wird klar, dass ihn der Mörder schon längst im Visier hat…

Verfall ist kein Kriminalroman im klassischen Sinne, sondern das Psychogramm eines traumatisierten Ermittlers und das Porträt eines geschichtsträchtigen Stadtviertels, das zunehmend verkommt. Inmitten von Gewalt, Verwahrlosung und Baufälligkeit begibt sich Hendrik Heller auf Spurensuche und findet nicht nur Hinweise auf den Täter, sondern auch Zugang zu verdrängten Erinnerungen.
Die Geschichte ist gut konstruiert und das Geschehen und die Figuren authentisch, aber Bernd Jooß versteht es ausgezeichnet, den Leser zu verunsichern. Mit scheinbar beiläufigen Bemerkungen und kleinen Details schürt er das Misstrauen gegenüber seiner Hauptfigur, bis der Leser sich fragt, ob die Ereignisse nun wirklich oder wahnhaft sind.

Ein spannender und mysteriöser Kriminalroman und zugleich die Geschichte eines schleichenden Verfalls – düster, überraschend und fesselnd bis zum Schluss.

© Knaur Verlag
Verfall – eine Odyssee ist ein Kriminalroman von Bernd Jooß und 2018 im Knaur Verlag erschienen.
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Krimi-Auszeit: Das Grab unter Zedern

Liebe Spürnasen,

die Provence ist ein tödliches Pflaster – zumindest in Kriminalromanen. Neben den Krimis von Cay Rademacher und Pierre Martin, gefällt mir die Reihe von Remy Eyssen um den deutschen Gerichtsmediziner Leon Ritter. Der Schauplatz ist die Gemeinde Le Lavandou an der Mittelmeerküste und der vierte Teil ist gerade neu erschienen:

Vor Jahren verschwand die kleine Amelie spurlos, woraufhin ihr Vater ins Gefängnis ging, da er angedroht hatte, das Kind zu töten. Doch eine Leiche wurde nie gefunden.und das Beruftungsgerich spricht Paul Simon aus Mangel an Beweisen frei. Während die Polizei von Le Lavandou den Fall neu aufrollt, wird ein Toter am Strand gefunden. Schnell richtet sich der allgemeine Verdacht auf Paul Simon, doch Rechtsmediziner Dr. Leon Ritter hat Zweifel. Er stellt eigene Nachforschungen an und alles deutet daraufhin, dass der Täter von damals dabei ist, weitere Verbrechen zu begehen. Doch niemand will ihm glauben…

Der vierte Teil der Reihe legt den Fokus auf die Ermittlungsarbeit und beginnt mit einem erschütternden Prolog, der einstimmt auf einen recht düsteren Krimi um dunkle Geheimnisse, Kindesentführung und Mord. Erneut arbeitet Gerichtsmediziner Leon Ritter sehr engagiert, gründlich und genau, zumal ihm ein neuer Kollege zur Seite gestellt wird, der ihm den Posten streitig machen möchte. Der Kriminalfall ist gut durchdacht, wendungsreich und fesselnd. Die Ermittlungsarbeit ist realistisch und nachvollziehbar, lediglich das vorschnelle Urteilen der französischen Polizei löst manchmal Unverständnis aus. Das recht beschauliche Leben in dem Fischerdorf mit Bouleplatz inklusive Dorfklatsch wirkt authentisch und versetzt einen trotz der dramatischen Geschehnisse in Urlaubsstimmung.

Ein spannender und stimmungsvoller Provence-Krimi mit sympathischen Protagonisten, der zum miträtseln einlädt.

© Ullstein
Das Grab unter Zedern ist ein Kriminalroman von Remy Eyssen, erschienen 2018 im Ullstein Verlag und der vierte Fall für Leon Ritter.
Mehr spannende Lektüre….
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