Advents-Special: Die Melodie des Mörders

Liebe Weihnachtselfen,

Krimi muss sein, auch zur Weihnachtszeit. Auf grausame Mörder, blutige Taten und abgehalfterte Ermittler kann ich hingegen gut verzichten – das passt nicht zu Plätzchenduft und Kerzenschein. Zum Glück gibt es humorvolle Alternativen…

Mörderisches Krippenspiel…

In einem kleinen Dorf in Mittelengland laufen die Vorbereitungen für das alljährliche Krippenspiel auf Hochtouren, doch während einer Probe wird der Organist ermordet. Dorfpfarrer Jasper ruft Tanzlehrer Colin zur Hilfe, schließlich haben sie gemeinsam mit Krankenschwester Norma schon mehrere Mordfälle aufgeklärt, da die örtliche Polizei vor allem durch Inkompetenz glänzt. Die Freunde stellen Nachforschungen an und finden schon bald eine erste Spur. Was befand sich in dem Taschentresor, den das Mordopfer bei einer Tombola gewonnen hat und welche Rolle spielt die ominöse Künstlerkommune, der viele Dorfbewohner in den Neunzigern angehörten?

Humorvoll & Weihnachtlich…

Die Melodie des Mörders ist ein unterhaltsamer Landhauskrimi, in dem nicht nur die Kapitelüberschriften in Form von Weihnachtsliedern in eine besinnliche Stimmung versetzten. Die Dorfbewohner zeigen beim Krippenspiel ganzen Einsatz, Colin kümmert sich liebevoll um die Kinder und Jasper beweist bei der Dekoration viel Fantasie, da können die Ermittlungen schon einmal ins Hintertreffen geraten, doch das tut dem Krimispass keinen Abbruch, denn die Geschichte lebt von den amüsanten Zusammentreffen, den pointierten Dialogen sowie den sympathischen und bisweilen wunderbar schrulligen Figuren, allen voran die kleine Mady, die sich mit ihrer aufgeweckten Art innerhalb weniger Seiten zur Lieblingsfigur entwickelt.
Der Kriminalfall ist gut durchdacht und lädt zum Miträtseln ein. Dank Dorfgeflüster und Colins Nachforschungen, kommen immer mehr Details ans Licht, aber wer der Täter sein könnte, bleibt lange Zeit unklar.

Im Walzerschritt…

Alles in allem ein humorvoller und kurzweiliger Krimi, der Fans klassischer, englischer Kriminalromane sicherlich begeistern wird und nicht nur zur Weihnachtszeit eine wunderbare Alternative zur harten Kost der skandinavischen Krimis bietet.

© arsEdition
Die Melodie des Mörders ist ein Kriminalroman von Miriam Rademacher und der vierte Fall für Tanzlehrer Colin Duffot, 2018 erschienen im Carpathia Verlag.
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Krimi-Auszeit: Das tote Mädchen am Strand von Lara Dearman

Nach einer aufregenden Zeit in London, kehrt Journalistin Jennifer nach Guernsey zurück. Dort möchte sie zur Ruhe kommen, doch als am Strand ein ertrunkenes Mädchen gefunden wird, muss ausgerechnet Jennifer darüber berichten. Die Polizei geht von einem Unfall oder Selbstmord aus, doch Jennifer hat Zweifel und beginnt zu recherchieren. Dabei kommt sie einer Serie von Todesfällen auf die Spur. Im Laufe von Jahrzehnten ertranken immer wieder junge blonde Frauen im Meer und alle trugen dieselben Zeichen auf der Haut…

Laura Dearman ist auf der Insel Guernsey aufgewachsen und die Liebe zu ihrer Heimat ist deutlich erkennbar. Gemeinsam mit Jennifer wandert der Leser durch malerische Straßen, trifft die Bewohner und genießt die Ruhe an der Küste. Geschickt bindet Dearman Legenden und Mythen in die Krimihandlung ein, wodurch der Leser viel über die Geschichte der Insel erfährt.

Der Kriminalfall ist gut konstruiert und überraschend, die Rückblenden und Kapitel aus Tätersicht sind packend und mitunter verstörend. Journalistin Jennifer ist eine sympathische Ermittlerin, die viel Spürsinn und Mut beweist. Die Spannung wird kontinuierlich aufgebaut, bis sich zum Ende hin die Ereignisse fast überschlagen.

Alles in allem ein spannender Inselkrimi mit überraschenden Wendungen, sympathischer Protagonistin und Lokalkolorit.

© Goldmann
Das tote Mädchen vom Strand ist ein Kriminalroman von Lara Dearman und der erste Fall für Jennifer Dorey, übersetzt von Marie-Luise Bezzenberger und 2018 im Goldmann Verlag erschienen.
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Rezension: Das Paar aus Haus Nr. 9 von Felicity Everett

Sara und Neil führen mit ihren beiden Söhnen ein beschauliches Leben bis Gavin und Lou mit ihren drei Kindern in das Haus nebenan einziehen. Das Künstlerpaar hat längere Zeit in Spanien gewohnt und besonders Sara ist fasziniert von deren Chic und Weltgewandtheit. Sie bemüht sich um Lous Freundschaft und je enger das Verhältnis zu den Nachbarn wird, desto unzufriedener ist Sara mit ihrem eigenen Leben. Dabei merkt sie gar nicht, wie sehr sie von Lou vereinnahmt wird und sich immer mehr von Freunden und Bekannten distanziert…

Doch was sie an ihrer Freundschaft besonders bereichernd fand, war nicht die intellektuelle Seite, sondern die emotionale. Nach überraschend kurzer Zeit hatte Sara ihrer Freundin Dinge gebeichtet, die sie noch niemandem erzählt hatte, nicht einmal Neil.

Buchgedanken:

Felicity Everett hat einen packenden Roman über Freundschaft und Lebensentwürfe geschrieben, schonungslos ehrlich seziert sie das Leben ihrer Protagonistin und zeigt, wie schnell aus einer Freundschaft eine ungesunde Verbindung entstehen kann. Der Roman besticht durch glaubwürdige Figuren, ein realistisches Geschehen und eine düstere Atmosphäre. Die Neugierde und Faszination von Sara sind nachvollziehbar, ebenso ihre zunehmende Frustration in Bezug auf das eigene Leben. Dabei ist dem Leser schon früh klar, dass diese recht einseitige Freundschaft auf Dauer nicht gutgehen kann und so verfolgt man gebannt, wie Sara sich zunehmend in Selbstzweifeln verliert, sich nicht mehr abgrenzen kann und die Freundschaft erste Risse bekommt.

Ein Roman, der seine Spannung aus der genauen Beobachtung des Beziehungsgeflechts und der Charakterentwicklung gewinnt und zeigt, wie tief der Wunsch nach Anerkennung in einem verwurzelt ist und wie allgegenwärtig das Bestreben ist, aus der Masse hervorzustechen.

© Harper Collins
Das Paar aus Haus Nr. 9 ist ein Roman von Felicity Everett, übersetzt von Olaf Knechten und 2018 bei Harper Collins erschienen.
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