Rezension: Geisternächte von André Mumot

Die erfolglose Schauspielerin Kathi Bechstein verdient mit spiritistischen Sitzungen ihr Geld. Als die zehnjährige Sophie vor ihrer Tür steht und sie bittet, mit ihrem ermordeten Bruder in Kontakt zu treten, hat Kathi Bedenken, schließlich ist alles nur Show. Aus Geldnot geht sie dennoch auf Sophies Bitte ein und setzt damit Ereignisse in Gang, die sie schon bald in Gefahr bringen….

Buchgedanken:

André Mumot verknüpft geschickt eine tragische Familiengeschichte mit Spannungselementen und Geistermotiven ohne an Glaubwürdigkeit zu verlieren. Es geht um Familie, Verlust, Schuld und Seelenrettung. Die einzelnen Handlungsstränge sind realistisch und fesselnd und ergeben am Schluss ein stimmiges Gesamtbild. Die Charaktere sind ungewöhnlich und authentisch. Sophie ist ein kluges und introvertiertes Mädchen, das trotz Glasauge mehr sieht als andere. Kathi ist eine rationale und kühle Figur, die jedoch aus Sorge um ihren Bruder unüberlegte Entscheidungen trifft. Kenan ist mit seiner emotionalen und warmherzigen Art ein gelungener Gegenpol.

Fazit:

Eine spannende Geschichte mit überraschenden Wendungen, die aktuelle Entwicklungen und Mystery gekonnt vereint. Ein ungewöhnlicher Roman, der sich in keine Schublade stecken lässt, kunstvoll und fesselnd.

© Eichborn Verlag
Geisternächte ist ein Roman von André Mumot und 2018 im Eichborn Verlag erschienen.
21

Fantastische Zugreise: Der Welten-Express von Anca Sturm

Liebe Lesefeen,

habt Ihr einmal bemerkt, wie lehrreich Zugreisen sind? Neben dem einzigartigen Verständnis der Bahn von Zeit und Raum, lernt man viel über Land und Leute, denn eine Person unterhält sich immer lautstark über das Tagesgeschehen, den Gesundheitszustand oder das Wetter. Bei den jungen Passagieren des Welten-Express stehen allerdings spannendere Themen auf dem Lehrplan:
Seit ihr älterer Bruder vor zwei Jahren verschwand, sitzt Flinn Nachtigall Abend für Abend am stillgelegten Bahnhof von Weidenborstel und betrachtet die Postkarte mit seiner letzten Nachricht. Bis jener Zug am Bahnhof hält, der auf der Postkarte abgebildet ist. Ohne lange Überlegung steigt Flinn in den Zug und macht sich auf die Suche nach Jonte…

Anca Sturm erzählt eine fantasievolle und spannende Geschichte über einen magischen Zug und ein Mädchen, das auf der Suche nach ihrem Bruder nicht nur neue Freunde findet, sondern auch viel über sich lernt. Flinn ist eine sympathische Protagonistin, deren Gedanken anfangs ausschließlich um ihren Bruder kreisen, so dass sie ihre neuen Freunde gar nicht zu schätzen weiß. Doch je mehr Zeit Flinn im Welten-Express verbringt, desto mehr fühlt sie sich zugehörig und ist dankbar für die Hilfe ihrer Freunde.
Die Figuren sind gut ausgearbeitet, haben Ecken und Kanten und mehr oder weniger liebenswerte Eigenheiten, so dass es an Bord schon einmal zu Streit und Missgunst kommt, insgesamt vermittelt die Geschichte aber positive Werte.
Der detailreiche und bildhafte Schreibstil lässt die Welt an Bord lebendig werden und die Idee hinter dem fahrenden Internat für außergewöhnliche Kinder ist wunderbar. Wobei die magischen Technologien besonders faszinierend sind, hier beweist Anca Sturm Fantasie und Originalität, denn im Zug gibt es viel zu entdecken, da gerät die Suche nach Jonte schon einmal ins Hintertreffen.

Fazit: Eine abenteuerliche und fantasievolle Geschichte über Familie, Freundschaft, erste Liebe und die spannende Reise in einem magischen Zug.

© Carlsen Verlag
Der Welten-Express ist ein Kinderbuch ab 10 Jahren von Anca Sturm, illustriert von Bente Schlick und 2018 im Carlsen Verlag erschienen.
13

Buch-Tipp: Federleicht – Die kreative Schreibwerkstatt von Barbara Pachl-Eberhart

Liebe Büchereulen,
mir fiel neulich mein altes Tagebuch in die Hände und ich daraufhin aus allen Wolken. An die ganzen peinlichen, nervigen und ärgerlichen Ereignisse konnte ich mich gar nicht mehr erinnern, wohingegen Erlebnisse, die ich nicht aufgeschrieben habe, noch immer präsent sind. Damit kein Missverständnis entsteht, ich rede hier nicht von liebgewonnenen Kindheitserinnerungen, sondern von Weltuntergangstagen, an denen alles schief geht – also praktisch meine gesamte Pubertät. An solchen Tagen kann Schreiben ungemein befreiend sein, man verleiht seinen Gefühlen Ausdruck, kann mit dem Erlebten abschließen und die Dinge vergessen, denn niemand braucht die Erinnerung an den Bad Hair Day in der achten Klasse…

Die kreative Schreibwerkstatt zeigt, das Schreiben nicht nur die Seele erleichtert, sondern auch das Leben bereichert, indem kostbare Momente festgehalten werden. Pachl-Eberhart erklärt, wie man mit dem Schreiben beginnt, lebensnah schreibt, Texten Feinschliff gibt, Schreibprojekte plant und Texte veröffentlicht.
Ein umfassender, informativer und praxisorientierter Ratgeber, der neben vielen Tipps und Schreibübungen auch einen Serviceteil mit weiterführender Literatur enthält.

Barbara Pachl-Eberhart hat eine Ausbildung in Poesie- und Bibliotherapie absolviert und versteht es hervorragend zum Schreiben zu motivieren. Ihr Hauptaugenmerk liegt dabei auf dem kreativen Prozess – sich ausprobieren, Ideen entwickeln und spielerisch statt kritisch schreiben.

Ein lehrreiches, hilfreiches und ungemein anregendes Buch für alle, die mit Freude schreiben möchten.
Glückliches Schreiben,

♥ Mila

© Integral Verlag
Federleicht – Die kreative Schreibwerkstatt ist ein Ratgeber von Barbara Pachl-Eberhart und 2017 im Integral Verlag erschienen.
14