Tour de Force: Die Rache der Polly McClusky

Liebe Büchereulen,

manche Bücher treffen ins Mark. Das Debüt von Jordan Harper ist so ein Buch – fesselnd, temporeich und verstörend: Kurz vor seiner Entlassung hat sich Nate McClusky im Gefängnis einen mächtigen Feind gemacht, woraufhin die Gang Aryan Steel einen Tötungsbefehl für ihn und seine Familie erteilt. Seine Exfrau wurde bereits getötet, seine 11jährige Tochter Polly kann Nate gerade noch rechtzeitig aus der Schule abholen. Auf der Flucht durch Kalifornien werden Vater und Tochter zu einem starken Team. Nates Kampftraining macht aus dem schüchternen Mädchen eine selbstbewusste Kämpferin und durch Pollys Scharfsinn sind sie ihren Verfolgern immer einen Schritt voraus. Doch Nate setzt alles daran, dass Polly wieder ein Leben ohne Angst führen kann….

Jordan Harper erzählt die packende Geschichte einer Vater-Tochter-Beziehung, die sich aus einer Extremsituation entwickelt. Während Nate anfangs aus reinem Pflichtgefühl handelt, wird er immer mehr zu einem Vater, der bereit ist, alles zu tun, um seine Tochter zu beschützen. Polly hingegen wird ihrer Kindheit gewaltsam entrissen und stellt sich der Situation mit geradezu befremdlicher Kampfbereitschaft, lediglich mit ihrem Teddybären gesteht sie sich kindliche Momente zu. Die Geschichte wird aus unterschiedlichen Blickwinkel erzählt, wobei Harper den Nebenfiguren eine rohe, verwahrloste und desillusionierte Stimme gibt, wodurch ein bedrohliches Gesamtbild entsteht. Vater und Tochter sind auf der Flucht, ohne Hoffnung auf Hilfe, der sozialen Norm enthoben, die Gegner brutal und ohne Skrupel.

Ein packender und temporeicher Roman mit vielschichtigen Charakteren und einer spannenden Geschichte, erzählt in einer direkten Sprache, die sowohl berührt als auch verstört.

⭐⭐⭐⭐⭐ – Roadtrip

© Ullstein

Die Rache der Polly McClusky ist ein Roman von Jordan Harper, übersetzt von Conny Lösch und 2018 erschienen im Ullstein Verlag.

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Bezaubernder Ausflug nach Berlin: Madame Cléo und das kleine große Glück

Liebe Büchereulen,

schon Albert Schweitzer wusste, dass Glück sich verdoppelt, wenn man es teilt. Daher möchte ich Euch heute ein SuB-Buch vorstellen, das ich mit einem Lächeln auf den Lippen zugeklappt habe, da es die Welt vor meinem Fenster weniger grau erschienen ließ…

Madame Cléo war einst ein erfolgreiches Pariser Mannequin und hat für Coco Chanel gearbeitet. Eine Zeit, an die sie sich gerne zurückerinnert, denn heute kann sie kaum ihre Altbauwohnung in Berlin bezahlen. Als ihr aufgrund von Renovierungsmaßnahmen eine Mieterhöhung bevorsteht, bleibt ihr nichts anderes übrig, als ihr Wohnzimmer zur Untermiete anzubieten. Doch in Adamo und seiner kleinen Tochter Mimi findet sie nicht nur passende Mieter, sondern auch wahre Freunde. Als Mimi eines Tages eine riesige Summe Geld findet, bringt dies den Alltag ganz schön durcheinander und Madame Cléo auf eine bezaubernde Idee….

Tanja Wekwert hat einen wunderbar warmherzigen Roman über Alltagsglück und Lebensträume geschrieben. Eine optimistische Geschichte, die einem ein Lächeln ins Gesicht zaubert.
Madame Cléo ist eine hinreißende Figur, die mit ihren kleinen Weisheiten und ihrem französischen Charme von der ersten Seite an begeistert. Auch die Nebenfiguren sind sehr gut ausgearbeitet, haben Ecken und Kanten und sind auf ihre ganz eigene Art sympathisch. Allen voran die kleine Mimi, die mit ihrer altklugen Art den Leser zum Schmunzeln bringt und das Leben ihrer Mitmenschen Stück für Stück bereichert, während sie langsam ihre Trauer ablegt. Es sind vor allem die lebendigen Dialoge und leisen Momente zwischen Madame Cléo und Mimi, die der Geschichte ihre Wärme geben und den Berliner Alltag ein klein wenig magischer machen.

Fazit: Ein wunderbares Großstadtmärchen mit sympathischen Figuren, eingängig geschrieben und einfach bezaubernd.

⭐⭐⭐⭐⭐ – Ausflug

© Harper Collins

Madame Clèo und das große kleine Glück ist ein Roman von Tanja Wekwerth und 2017 bei Harper Collins erschienen.

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Fantastische Sprachreise: Der Wortschatz

Liebe Wortakrobaten,

Erich Fried hat einmal gesagt, dass ein Dichter von Worten zusammengehalten wird – wenn er Glück hat. Wenn er Pech hat, reißen die Worte ihn auseinander. Denn Wörter können verletzen und wie schnell sagt man etwas, das man später bereut. Habt Ihr Euch schon einmal gefragt, wie es den Wörtern damit geht? Wenn sie unbedacht ausgesprochen werden, gar nicht so gemeint waren oder man sie am liebsten zurücknehmen würde?

Einem ähnlich spannenden Gedanken geht Elias Vorpahl in seinem Roman Der Wortschatz nach: Ein Wort hat seinen Sinn verloren und begibt sich auf eine abenteuerliche Suche durch die Welt der Sprache, um diesen wiederzufinden.

Die warmherzige Geschichte einer Sinnsuche – berührend, fantasievoll und spannend. Ein Roman für Tagträumer und Buchtaucher ♥

⭐⭐⭐⭐⭐ Reise

©️ Elias Vorpahl
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