Strandlektüre : Meeresblau & Mandelblüte

Ferien auf der Sonneninsel…

Leonie ist eine erfolgreiche und taffe Businessfrau, die marode Firmen saniert. Sie lebt nur für ihren Job, ein Privatleben hat sie nicht, denn Gefühle würden ihrer Karriere nur im Weg stehen. Als sie völlig überraschend von ihrer Tante eine Agrotourismus-Finca auf Mallorca erbt, nimmt sie sich eine Auszeit von ihrem Job und reist auf die Insel. Leonie hat zwar als Kind die Sommerferien bei ihrer Tante verbracht, der Kontakt ist jedoch schon vor vielen Jahren abgebrochen und sie hat keinen Bezug mehr zur Insel. Daher möchte sie aus der Finca ein Nobelhotel machen und dies gewinnbringend verkaufen. Doch da hat sie die Rechnung ohne vier rüstige Senioren gemacht, die das kleine Hotel managen und lebenslanges Wohnrecht genießen. . .

Lesen unter der Sonne…

Elke Becker hat mit Meeresblau & Mandelblüte einen kurzweiligen Sommerroman geschrieben, der einen den Alltag vergessen lässt und auf die Sonneninsel entführt. Anschaulich beschreibt sie die malerische Landschaft rund um die Finca und wirft einen liebevollen Blick auf landestypische Eigenheiten, was das Urlaubsfeeling noch verstärkt. Die Handlung ist lebensnah und die Figuren authentisch und sympathisch, so dass man als Leser gerne mitverfolgt, wie die anfangs kühle Leonie sich langsam öffnet und den Senioren annähert, deren Lebensmodell ihr völlig fremd zu sein scheint. Als Einzelkämpferin muss sie erst wieder lernen, das Leben zu genießen und Hilfe anzunehmen. Doch je mehr Zeit sie auf der Insel verbringt, desto stärker stellt sie ihren bisherigen Lebensweg infrage und beneidet die Senioren um ihren Zusammenhalt.

Prädikat: Romantische Strandlektüre

Ein unterhaltsamer Roman über Lebenslust und die Kraft der Veränderung, der neben Inselflair auch eine Prise Romantik bietet.

© Bastei Entertainment
Meeresblau & Mandelblüte ist ein Roman von Elke Becker, erschienen 2017 bei beHEARTBEAT by Bastei Entertainment.

 

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Gedankenreise: Wenn alle Katzen von der Welt verschwänden

Liebe Buchträumer,

was wäre, wenn…? Genki Kawamura wirft in seinem Roman die spannende Frage auf, was es braucht, um ein erfülltes Leben zu führen: Ein junger Briefträger erfährt, dass er an einem unheilbaren Hirntumor erkrankt ist und bald sterben wird. Zuhause erwartet ihn der Teufel in Gestalt seines Doppelgängers und bietet ihm einen Handel an. Für jeden Tag, den er weiterleben möchte, muss eine Sache von der Welt verschwinden. Was, entscheidet der Teufel. Der Briefträger lässt sich auf den Pakt ein, doch was ist er wirklich bereit für sein Leben zu opfern?

Wenn alle Katzen von der Welt verschwänden ist eine originelle, melancholische und tiefgründige Geschichte, die dazu einlädt, das eigene Leben zu überdenken. Was zählt wirklich im Leben, wie wichtig sind Familie und Freunde und braucht es all die modernen Errungenschaften zum Glück? Eine poetische Sinnsuche, teils heiter, teils wehmütig, die manchmal zu sehr an der Oberfläche bleibt, aber dennoch anschaulich vor Augen führt, dass es nicht von Bedeutung ist, wie lange man lebt, sondern es darauf ankommt, das Leben auszukosten und den Augenblick wertzuschätzen.

Ein inspirierender Roman mit Herz, Humor und Katze.

Ihr Menschen glaubt, ihr seht die Welt, wie sie ist. Aber da irrt ihr euch gewaltig. Ihr stellt Definitionen auf und seht sie dann so, wie es euch passt.

© C. Bertelsmann Verlag
Wenn alle Katzen von der Welt verschwänden ist ein Roman von Genki Kawamura, übersetzt von Ursula Gräfe und 2018 im C. Bertelsmann Verlag erschienen.
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Moderne Märchen: Ein wilder Schwan von Michael Cunningham

Liebe Buchfeen,

ich bin mit Märchen aufgewachsen, kenne die meisten in- und auswendig, habe mich von den Geschichten verzaubern lassen und sie nie wirklich hinterfragt. Wieso baut eine Hexe im tiefsten Wald ein Haus aus Pfefferkuchen? Warum tauscht man eine Kuh gegen angebliche Zauberbohnen? Und kann man die lehrreichen Geschichten auf die heutige Zeit übertragen? Hätte Schneewittchen heutzutage einen Putzzwang, weil die Zwerge im Bergbau arbeiten und den ganzen Dreck mit nach Hause bringen? Wenn Rumpelstilzchen das erstgeborene Kind von der Königin verlangt, schreitet dann das Jugendamt ein?

Antworten auf ähnliche Fragen erhält der Leser in Ein wilder Schwan, denn Michael Cunningham erzählt die alten Märchen neu, betrachtet sie aus einem anderen Blickwinkel, hinterfragt sie mit Witz und denkt die Geschichten weiter. Seine Neuinterpretationen sind unterhaltsam, intelligent, düster und zuweilen bizarr und derb.

Virtuos entzaubert Cunningham die altbekannten Geschichten und offenbart ihre Schattenseiten, die Einsamkeit, die Verzweiflung oder schlichtweg die Dummheit, von der die Figur angetrieben wird. Moderne Märchen, die zeigen, dass sich das Gute allein nur schwer ertragen lässt und vollkommenes Glück sofortige Zweifel hervorruft, denn das Leben beruht auf Gegensätzen und ohne Licht gibt es keine Schatten.

Elf hintersinnige Geschichten für Erwachsene – abgründig, böse und klug, wunderbar passend illustriert von Yuko Shimizu.

© Luchterhand
Ein wilder Schwan ist eine Märchen-Sammlung von Michael Cunningham, übersetzt von Eva Bonné und 2017 im Luchterhand Literaturverlag erschienen.
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