Rezension: Diebe der Nacht von Thilo Corzilius

Die Herbstgänger sind eine Truppe fahrender Schauspieler und Diebe. Sie kommen für eine Saison in die Stadt Mosmerano, um dort ein großes Ding zu drehen. Doch sie geraten mitten in ein Komplott um finstere Magier und ein Gemälde, das es eigentlich gar nicht geben dürfte …

Buchgedanken:

Diebe der Nacht ist eine Geschichte voller Magie, Intrigen und Schachzüge. Im Mittelpunkt der Handlung stehen Glin Melisma und seine Schauspielertruppe. Eine Gruppe kunstfertiger Außenseiter, die die Leidenschaft für das Theater und geniale Raubzüge vereint. Glin ist ein kluger und charismatischer Mechanist, eine sympathische Figur, deren Charme man sich nicht entziehen kann. Über seine Pläne und Schachzüge lässt er seine Truppe oftmals im Unklaren, wodurch auch der Leser lange Zeit im Dunkeln tappt und das ein oder andere Mal in die Irre geführt wird. Auch die Nebenfiguren sind gut ausgearbeitet, wirken sehr plastisch und teilweise wunderbar skurril, wobei manchen Charakteren mehr Raum gegeben wird, als anderen.

Die Handlung ist spannend, wendungsreich und überraschend. Die eingebauten Rückblenden bringen einem die Figuren näher und gelegentlich verliert sich Thilo Corzilius in Nebenhandlungen, doch darüber tröstet ein abwechslungsreiches Geschehen mit fesselnden, unterhaltsamen und emotionalen Momenten hinweg.

Die Ruhende Welt ist sehr gut durchdacht und detailreich. Neben Steampunk-Elementen gibt es eine eigene Religion, Zeitrechnung, Sprache und vieles mehr, doch der bildhafte Schreibstil, ein Glossar und eine Karte am Anfang des Buches machen es dem Leser leicht, in die fantasievolle Welt einzutauchen. Die Lagunenstadt  Mosmerano ist ein wundervoller und mystischer Schauplatz und die ideale Bühne für eine Schauspielertruppe, die nachts durch dunkle Gassen und über Hausdächer schleicht.

Fazit:

Eine spannende und unterhaltsame Geschichte über den großen Coup, der aus dem Ruder läuft. Facettenreich, atmosphärisch und überraschend – ein magisches Abenteuer.

© Klett-Cotta
Diebe der Nacht ist ein Fantasyroman von Thilo Corzilius und 2020 bei Klett-Cotta erschienen.

Stimmen aus der Nachbarschaft: 

Bella’s Wonderworld

Bücher aus dem Feenbrunnen

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Rezension: Die Gefangene von Golvahar

Soraya ist die Zwillingsschwester des jungen Schahs, doch sie lebt im Palast wie eine Gefangene, denn nur so kann sie ihr Geheimnis verbergen: Durch ihre Adern fließt Gift und ihre Berührungen sind tödlich. Soraya wurde alles tun, um den Fluch zu brechen, doch damit bringt sie ihre Familie und ihr Volk in große Gefahr…

Wenn Sie auf dem Dach des Golvahar-Palastes stand, konnte Soraya fast glauben, dass sie tatsächlich existierte

Buchgedanken:

Melissa Bashardoust verknüpft Märchenelemente mit persischen Mythen zu einer einzigartigen und geheimnisvollen Geschichte. Soraya lebt im Verborgenen, doch sie ist keine hilflose Prinzessin, denn ihr Fluch gibt ihr die Macht über Leben und Tod. Eine Macht, die sie sich nicht eingestehen will. Statt dessen schämt sie sich für ihren Fluch, leidet unter der Einsamkeit und sehnt sich nach Nähe. Ihre innere Zerrissenheit, ihr Neid auf das Glück anderer Menschen und ihr unbändiger Wunsch den Fluch loszuwerden sind nachvollziehbar und machen sie zu einer starken und sehr menschlichen Figur. Bisher hat sie ihr Schicksal erduldet, doch als sich die Möglichkeit bietet, den Fluch zu brechen, zeigt sich, wie weit sie bereit ist zu gehen.

Sie hatte genug Märchen gelesen, um zu wissen, dass die Prinzessin und das Ungeheuer niemals dieselbe Person waren

Die Geschichte ist fantasievoll, spannend und sehr gut durchdacht, so dass sie einen immer wieder aufs Neue überraschen kann. Zwar gerät die Handlung im Mittelteil etwas ins Stocken, doch die Spannung bleibt bis zum Schluss erhalten, dazu tragen auch die interessanten Nebenfiguren, das undurchschaubare Geflecht aus Geheimnissen und Intrigen und die märchenhafte Atmosphäre bei.

Fazit: 

Die Gefangene von Golvahar ist ein spannendes und märchenhaftes Abenteuer ab 13 Jahren. Geheimnisvoll, wendungsreich und dezent romantisch.
© Thienemann
Die Gefangene von Golvahar ist ein Fantasyroman von Melissa Bashardoust, übersetzt von Inge Wehrmann und 2020 im Thienemann Verlag erschienen.

Stimmen aus der Nachbarschaft:

Süchtig nach Büchern
Büchersalat
Gedanken-Vielfalt
8

Rezension: Eddie muss weg von Katinka Buddenkotte

Ich wünschte, Britta wäre hier. Sie kann immer das Richtige im völlig falschen Augenblick sagen, ohne Rücksicht auf Verluste. Britta würde Olli jetzt entweder zusammenfalten oder einfach gehen. Ich bin eher der diplomatische Typ. Oder sagen wir lieber: loyal.  Ich halte das aus, wenn ein Freund mal schlecht drauf ist. Olli ist seit 2008 schlecht drauf. Bald können wir Jubiläum feiern.

Britta arbeitet als Sprecherin und Schauspielerin, Stan hat sein Medizinstudium abgebrochen und gibt Nachhilfeunterricht. Als Paar ergänzen sich beide perfekt, ihre Beziehung ist vertraut, aber von alltäglichen und nicht-alltäglichen Problemen überschattet. Nach einem gemeinsamen Partybesuch bei Stans alter Freundin Rina, brechen sie zu einem spontanen Wochenendtrip ins belgische Brügge auf. Beladen mit jeder Menge Geheimnisse, die sie dem anderen irgendwann offenbaren wollen oder sogar müssen….

Buchgedanken:

Katinka Buddenkotte hat eine mitreißende Geschichte über Liebe, Beziehungen und die Kunst des Loslassens geschrieben, die abwechselnd aus Sicht von Britta und Stan erzählt wird. Dabei beweist sie ein gutes Gespür für Zwischenmenschliches und wandelt gekonnt auf dem schmalen Pfad zwischen Tragik und Komik, während sie eine scheinbar alltägliche Geschichte erzählt, die sich zum Ende als so viel mehr entpuppt.  Die Figuren sind vielschichtig und authentisch und die Ereignisse werden so lebhaft und detailreich geschildert, dass der Leser bereits nach den ersten Seiten ein gutes Gefühl für die Figuren entwickelt und mittendrin im Geschehen ist.

Fazit:

Ein tiefgründiger, kluger und ehrlicher Roman, der zu Beginn bestens unterhält und im weiteren Verlauf zahlreiche unvorhergesehene Wendungen nimmt. Die Geschichte entwickelt einen Sog, dem man sich kaum entziehen kann – spannend wie ein Krimi, ergreifend wie ein Drama und dabei höchst unterhaltsam. Ein fulminater Roadtrip!

©Satyr Verlag

Eddie muss weg ist ein Roman von Katinka Buddenkotte und 2017 erschienen im Satyr Verlag.


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